Fußchirurgie
Zusammenfassung
Der Hallux valgus ist die häufigste und bedeutsamste Zehenfehlstellung des Menschen. Hierbei kommt es zu einer Abweichung der Großzehe nach außen und einer am inneren Rand deutlich sichtbaren knöchernen Auswachsung des Mittelfußknochens. Häufig begleiten diese Zustände eine schmerzhafte Arthrose im Zehengrundgelenk.
Begünstigt durch den jahrelangen Gebrauch von zu engem und geschlossenem Schuhwerk ist es eine klassische Krankheit unserer westlichen Zivilisation, von der überwiegend Frauen im fortgeschrittenem Alter betroffen sind. Barfuß laufen, spezielle Zehengymnastik und entsprechende Einlagen sind vorbeugende Maßnahmen, den Fortschritt der Erkrankung können sie jedoch meist nur in geringem Maße aufhalten. Zur definitiven Heilung stehen eine Vielzahl an verschiedenen Operationsverfahren zur Verfügung, die jedoch grundsätzlich nur bei Beschwerden und nicht aus rein kosmetischen Gründen Anwendung finden sollten. Bei Auswahl des entsprechenden Operationsverfahren ist die Prognose gut
Häufigkeit
Der Hallux valgus ist die häufigste Zehendeformität. Er tritt meistens in Verbindung mit Spreizfüßen auf. Beide Krankheitsbilder beeinflussen sich im Verlauf gegenseitig negativ. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Hallux valgus entsteht im Laufe der Jahre, so dass die Häufigkeit im Alter stark zunimmt.
Symptome
Häufig besteht ein rein kosmetisches Problem. Wenn Schmerzen auftreten, so beginnen sie in der Regel an der Basis der Großzehe, wo das Köpfchen des ersten Mittelfußknochen an der Innenseite hervorspringt (Exostose). An dieser Stelle ist der Fuß am breitesten, dementsprechend drücken Schuhe hier am stärksten. Im weiteren Verlauf kann sich ein chronisch wiederkehren-der schmerzhafter Zustand entwickeln. Auch das Zehengrundgelenk bleibt nicht ohne Beteiligung. Es wird aufgrund der Schiefstellung oft schmerzhaft, seine Beweglichkeit nimmt ab und zunehmend athrotisch.
Diagnose
Die Diagnose kann im Allgemeinen aufgrund der beschriebenen Klinik und dem Untersuchungsbefund gestellt werden. Eine Röntgenaufnahme des Fußes sollte angefertigt werden. Hierbei kann man einen, den Hallux valgus häufig begleitenden, Spreizfuß deutlich erkennen.
Therapie
Eine Ausheilung der Beschwerden ist in der Regel nur mit einer Operation zu erreichen. Konservative Maßnahmen können nur im Frühstadium bei leichten Fällen die Verschlechterung der Zehenfehlstellung aufhalten. Vorbeugend sollte grundsätzlich darauf geachtet werden, Schuhe mit genügend Zehenspielraum und flachen Absätzen zu tragen. Auch sollte regelmäßig Zehengymnastik durchgeführt werden. Im Vordergrund stehen hierbei Übungen, bei denen man die Großzehe abspreizt.
Operative Therapie
Zwar kann in den meisten Fällen nur durch eine Operation eine definitive Ausheilung des Hallux valgus erreicht werden, dennoch sollte die Operationsindikation vorsichtig gestellt und genau überprüft werden. Generell sollte zurückhaltend agiert werden, insbesondere bei Jugendlichen. Es sollte grundsätzlich nur bei Beschwerden und nicht aus rein kosmetischen Gründen operiert werden.
Etwa 150 verschiedene Operationstechniken, die sich zum Teil nur minimal unterscheiden, sind bekannt. Ein Idealverfahren hat sich noch nicht etablieren können, so dass die Wahl der Methode zum einen von den zugrundliegenden Beschwerden, zum anderen von der Erfahrung des Operateurs abhängt.
Die gebräuchlichsten Operationsverfahren beim Hallux valgus sind folgende:
- - OP nach Keller-Brandes
- - Opening Wedge-OP
OP nach Keller- Brandes
Stellenvertretend werden die beiden häufigsten OP- Verfahren genauer beschrieben.
Diese Operation findet bei Patienten jenseits des 30.-40. Lebensjahren mit einer hochgradigen Großzehenfehlstellung und fortgeschrittener Arthrose im Zehengrundgelenk Anwendung. Ein Nachteil besteht in einer kosmetisch häufig störenden Zehenverkürzung. Hierbei überragt die zweite Zehe die erste Großzehe. Das Ziel der Operation ist eine 2/3 Abtragung des Grundgelenkes der Großzehe, sowie die Abmeißelung des Knochenvorsprungs an der Inneren Seite des Mittelfußknochens.
Die Nachbehandlung besteht aus Hochlagern des betroffenen Fußes, lokaler Eisbehandlung, entzündungshemmenden Maßnahmen sowie Thromboseprophylaxe.
Eine Nachtlagerungsschiene sollte für drei Monate getragen werden.
Nach etwa 6 Wochen ist die Arbeitsfähigkeit wieder hergestellt.
Opening wedge-Osteotomie
Dieses Operationsverfahren steht bei Großzehenfehlstellung, die noch selbst passiv auszugleichen ist, ohne oder allenfalls mit gering gradiger Arthrose im Großzeh zur Verfügung. Es ist eine bevorzugte Operation bei jüngeren Patienten.
Die Nachbehandlung besteht aus Hochlagern des betroffenen Fußes, lokaler Eisbehandlung, entzündungshemmenden Maßnahmen sowie Thromboseprophylaxe.
Nach etwa 6 Wochen ist die Arbeitsfähigkeit wieder hergestellt.
Prognose
Grundsätzlich ist zu bemerken, dass bei richtiger Diagnosestellung und entsprechender Wahl des Operationsverfahren die Langzeitprognose des operierten Hallux valgus gut ist.
Zusammenfassung
Hammer- und Krallenzehen sind klassische statische Zehenfehlstellungen, die oft zusammen mit einem Hallux valgus (Großzehfehlstellung) auftreten. Hierbei kommt es bei den Hammerzehen zu einer fixierten Beugung des Zehenendgelenks, während Krallenzehen durch eine Überstreckung des Grundgelenks bei gebeugtem Mittel- und Zehenendgelenk charakterisiert sind.
Allgemeines / Häufigkeit
Hammer- und Krallenzehen sind häufige Zehenfehlbildungen. Sie treten meist in Begleitung anderer Fußdeformitäten wie Hallux valgus oder Spreizfuß auf. Im Frühstadium ist diese Fehlstellung häufig noch passiv ausgleichbar, später kommt es dann zu einer weder passiv noch aktiv auszugleichenden Versteifung der Zehen II - V.
Insgesamt entwickeln sich Hammerzehen häufiger als Krallenzehen.
Die Zehenfehlstellung ist bei der Hammerzehe durch eine fixierte Beugung im Zehenendgelenk, während sie bei der Krallenzehe durch eine Überstreckung im Grundgelenk bei gebeugtem Zehenmittel- und -endgelenk charakterisiert ist.
Symptome
Die Beschwerden erstrecken sich von rein kosmetischen Gesichtspunkten bis hin zu Schmerzen, die das tägliche Leben stark einschränken können. Insgesamt nimmt die Zehendeformität im Verlauf langsam aber stetig zu.
Diagnose
Die Diagnose kann im Allgemeinen aufgrund der beschriebenen Klinik und dem ärztlichen Untersuchungsbefund gestellt werden. Die charakteristischen Fehlstellungen zusammen mit dem krankhaften (pathologischen) Beschwielungsmuster über den Druckstellen lassen die Diagnose sicher stellen.
Eine Röntgenaufnahme kann die Fehlstellung der Zehen nachweisen und insbesondere bestehende Zehluxationen erkennbar machen. Auch lassen sich damit eventuelle arthrotische Gelenkveränderungen nachweisen.
Konservative Therapie
Die konservative Therapie bietet sich bei der noch passiv ausgleichbaren Zehenfehlstellung an.
Operative Therapie
Das Ziel der Operation ist die Korrektur der Fehlstellung und der Versteifung, sowie die Entlastung der passiven Sehnenspannung durch eine Verkürzung der Knochenstrecke. Hierbei wird ein Teil des Zehknochens entfernt.
Am häufigsten kommt eine Operation nach Hohmann zur Anwendung. Sie besteht üblicherweise in einer Resektion (Entfernung) des nach oben vorspringenden Köpfchens des Grundzehknochens an der Stelle an der das Hühnerauge sitzt.